Junger Mann warf vor einem Jahr eine Bitcoin Münze in Brunnen und wünschte sich Reichtum - Heute wäre er Millionär

Samstag, 9. Dezember 2017

Wir treffen Hassan H. (17) in einer schäbigen Sozialwohnung, die massiven Holzdielen knarzen, im Kamin beginnt das spärliche Feuer zu versiegen. Hassan H. lebt von staatlicher Unterstützung, "Taschengeld", wie er es selber nennt, der 3-Tage-Bart wirkt ungepflegt, auf dem Couchtisch liegen neben leeren Bierflaschen aus braunem Plastik und polnischen Zigaretten auch Werkzeuge zur Konsumierung harter Drogen. Hassan ist ein gebrochener Mann. Denn Hassan hat einen Fehler begangen. Als er vor 2 Jahren den Gräueln des tunesischen Bürgerkrieges entkam, Frau und 4 Kinder zurücklassen musste, suchte er sein Glück in Deutschland. Hassan verwirklichte seine Geschäftsidee und begann im sog. "Darknet" den Handel mit gebrauchten Elektroartikeln und starken Beruhigungsmitteln für Frauen, die sich nur langsam verliebten und vornehmlich von Männern ohne Zeit gekauft wurden. "Ich verdiente nicht viel, aber mit den Zuschüssen vom Amt kam ich über die Runden", erinnert sich der kräftige junge Mann. "Irgendwann liefen die Geschäfte immer schlechter, viele meiner Kunden konnten nicht zahlen oder waren nicht mehr zu erreichen, ich musste richtig Druck machen. Mein wichtigster Kunde überwies mir dann nach langem Hin und Her ungefragt einen sog. »Bitcoin«. Ich konnte damals überhaupt nichts damit anfangen und druckte mir den Bitcoin als Münze an meinem 3D-Drucker aus. Aber kein Geschäft wollte die Münze annehmen, obwohl sie so schön glänzte und richtig was hermachte. Ich hatte die Münze dann immer dabei, auch in meinem Urlaub in Rom. 

Triton-Brunnen auf der Piazza Barberini in Rom

Von meinem Hotel-Balkon konnte ich dann den Triton-Brunnen auf der Piazza Barberini sehen und mir schoss eine Idee durch den Kopf. Bei meinem vorangegangenen Urlaub in Paris habe ich gesehen, dass viele Touristen Geldstücke in bekannte Brunnen warfen und sich dabei etwas wünschten. Ich sehnte mich nach einer deutschen Frau, einen roten Ferrari und ein großes Haus. Also warf ich die Münze rückwärts über meine Schulter in den Brunnen. Sie war ja aus Pappe und löste sich sofort auf…" Hassan schießen Tränen in die Augen, sein Blick verirrt sich im Kaminfeuer. "Vor einigen Tagen rief mich dann der ehemalige Geschäftspartner an. Ob ich den Bitcoin noch hätte. Der Kurs sei durch die Decke gegangen und ich jetzt doch auch Millionär sei. Er selbst habe früher etliche Bitcoins besessen, mittlerweile alles verkauft und steinreich. Erst kürzlich habe er sich das Gemälde »Salvator Mundi« von Leonardo da Vinci in New York beim Auktionshaus Christie’s für rund 450 Millionen Dollar ersteigert und sich dabei als saudiarabischer Prinz ausgegeben. »Peanuts« seien das für ihn gewesen und das Bild hängt jetzt bei ihm über dem Klo". 
Hassan winkt ab und zündet sich eine Zigarette an. Seine Hände zittern, erste graue Haare zeichnen sich an seinen kurz rasierten Schläfen ab. "Er müsse jetzt los", Hassan wirkt fahrig. Wir verabschieden uns, lassen etwas Geld und unsere Kontaktdaten da. "Falls er mal reden will." 
Später, während wir unser Interview-Equipment im Auto verstauen, sehen wir Hassan mit gesenktem Kopf in eine kleine Kneipe steuern. Draußen beginnt es zu schneien. Durch die milchigen Fenster sehen wir Hassan, wir er aus seiner Hose einige Münzen nestelt und vor einem Spielautomaten Platz nimmt. Er schaut die Münzen lange an. In dem bunt funkelndem Licht sehen wir ein Lächeln über sein Gesicht huschen.






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