Vom Jäger zum Gejagten - Walter Palmer |
Nach der Hetzjagd auf den Löwen Cecil, der nach einhelligen Medienberichten von dem US-amerikanischen Jäger und Zahnarzt Walter Palmer erlegt worden sein soll, meldet sich sein Anwalt Scar Mufasa zu Wort und gewährt Raupenschlag ein exklusives Interview über die Hintergründe zu der Gräueltat an dem kuscheligen Promi-Löwen Cecil.
Raupenschlag:
Löwenkiller, Irrer, Königsmörder. Das sind nur einige der
Begrifflichkeiten, mit denen ihr Mandant Walter Palmer derzeit in den internationalen
Medien tituliert wird. Wie geht es Herrn Palmer nach dem weltweitem „Shitstorm“
nach dem Abschuss von Cecil?
Mufasa:
Mutmaßlichen Abschuss von Cecil. Aber das nur am Rande. Meinem
Mandanten geht es natürlich schlecht. Ich habe ihm empfohlen, sich für die
nächsten Tage aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und die ganze Geschichte auszusitzen.
„Walter“, habe ich gesagt, „geh mal wieder Fischen. Lachse haben keine Lobby.“
Raupenschlag:
Die Tierschutzorganisation PETA hat kürzlich gefordert, ihren Mandanten „aufzuhängen“,
in Simbabwe laufen strafrechtliche Ermittlungen. Selbst Adolf Hitler soll
seinen Hund nie geschlagen haben. Welche Strategien verfolgen sie, um Herrn
Palmer aus seinem Dilemma zu befreien.
Mufasa:
Zunächst einmal haben wir selbst Strafanzeige gegen all diejenigen
erstattet, die zu Gewalt und Hass gegen meinen Mandanten aufrufen oder
derartige Maßnahmen unterstützen. Jeder von uns hat doch schon mal eine Katze
überfahren oder ein Weihnachtsgeschenk für die Kinder im Wald ausgesetzt. Das kann
doch kein Grund sein, ein Menschenleben zu zerstören. Im Übrigen sind wir
gewillt, die Öffentlichkeit über den „wahren Cecil“ zu informieren. Das würde
meinen Mandanten rasch in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Raupenschlag:
Zugegeben. Bei unseren Recherchen im Vorfeld zu dem Interview haben wir
nur wenig über Simbabwes „Volkshelden“ in Erfahrung bringen können. Außer dem
Mitarbeiter des Nationalparkes, der Cecil den GPS-Empfänger umgehangen hat,
scheint niemand den Löwen gekannt oder sonst wie Kontakt mit ihm gehabt zu
haben. Welche Erkenntnisse könnten sie über Cecil sammeln.
Mufasa:
Um ehrlich zu sein. Cecil war ein Räuber, Mörder und Vergewaltiger.
Schlimmer noch. Cecil soll sogar Kannibale gewesen sein. Wenn hier jemand den
Tod verdient hat, dann er. Sollte Walter Palmer, was noch nicht zweifelsohne
feststeht und weiterer DNA-Analysen bedarf, tatsächlich Cecil getötet haben,
dann hat mein Mandant eine Verurteilung Cecils zum Tode durch die von ihm
drangsalierten Mitbewohner im Reservat vorweggenommen. Ich habe in den letzten
Tagen mit einer Vielzahl von Angehörigen seiner Opfer sprechen können. Eine Antilopenfamilie
hat mir unter Tränen mitgeteilt, dass Cecil mindestens 3 von 4 Kindern der
Familie gerissen und zerfleischt hat. Das jüngste Opfer, von allen nur „Baby“
genannt, war erst 6 Monate alt und wegen eines angeborenen Gehfehlers gehandicapt.
Cecil ist am helllichten Tag wie ein „Wahnsinniger“ über das Kleine
hergefallen. Ihr Todeskampf soll fast 2 Stunden gedauert haben. Außerdem soll
Cecil auch nicht vor eigenen Artgenossen haltgemacht haben. Mindestens 6 Junge
aus dem eigenen Rudel soll er totgebissen und gefressen haben. Angeblich um
sich vor Alimentenzahlungen zu schützen und Beweise für seine Vielweiberei zu
vernichten. Zahlreiche Löwenweibchen berichten von sexuellen Übergriffen durch
Cecil. Einmal, und dieser Vorfall wird von mehreren Mitgliedern des Rudels
unter Eid bestätigt, hat sich Cecil sogar an einem Löwen sexuell vergangen und missbraucht.
Noch heute leidet das Tier an dieser Demütigung und ist freiwillig in einen
europäischen Zoo ausgewandert.
Raupenschlag:
In Anbetracht dieser neuen Informationen, wie sieht ihre Verteidigungsstrategie
für die nächsten Wochen aus?
Mufasa:
Natürlich kann ich ihnen jetzt noch nicht alles verraten. Das versteht
sich von selbst. Nur so viel vorab. Es ist geplant, den Opfern von Cecil eine
Stimme zu geben, beispielsweise in Talkshows und Sozialmediaplattformen. Darüber
hinaus stehen wir mit diversen Hollywoodstudios in Kontakt, die bereit sind,
das Leben von Walter Palmer nebst seiner heldenhaften Jagd auf die „Bestie von Simbabwe“
zu verfilmen. Lassen Sie sich überraschen.