Der dunkelhäutige österreichische Wirtschaftsflüchtling Elyas M`Barek nach seiner Ankunft in Deutschland |
Til Schweiger kommt einfach nicht
aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Auf
Facebook hatte der „Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent“ kürzlich
noch weltmännisch zur Unterstützung von Flüchtlingen aufgerufen, Poesiealbumsprüche
zum respektvollen Umgang miteinander gepostet und dem TV-Programm eine
Mitschuld am „Hass im Netz“ gegeben. Umso peinlicher dürfte für Schweiger der
Umstand sein, dass der Vorfall nach der Verleihung des 65. Deutschen Filmpreises
(Lola) im Berliner „Restaurant Borchardt“, wo er Elyas M`Barek ins Gesicht geschlagen haben soll, ein juristisches
Nachspiel hat. Wie heute bekannt wurde, hat das vermeintliche Opfer Anzeige
erstattet. Raupenschlag ist es gelungen,
mit M`Barek ein exklusives Interview zu führen.
Raupenschlag:
Wie fühlen sie sich? Und warum
haben sie sich erst jetzt für eine Anzeige gegen Til Schweiger entschieden,
obwohl der Vorfall doch schon einige Wochen zurückliegt?
M`Barek:
Zunächst einmal danke der
Nachfrage. Körperlich geht es mir mittlerweile wieder ganz gut. Es war ja auch
nur eine Backpfeife. Schwerer wiegen natürlich die seelischen Schäden. Und da
ich jetzt ausreichend Zeit hatte den Vorfall Revue passieren zu lassen, bin ich
zu dem Entschluss gelangt, Herrn Schweiger wegen der an mir begangenen
Körperverletzung nicht ungestraft davon kommen zu lassen. Und ja, das hat auch
was mit seinen Facebook-Einträgen zu tun. Natürlich ist es richtig, da sind wir uns alle einig, fremdenfeindliche Postings von Dritten, zudem noch auf der eigenen Seite, kritisieren zu dürfen oder ausdrücklich davon Abstand zu nehmen. Leider ist bei Herrn
Schweigers eigenen Kommentaren aber auch deutlich eine latente und wiederkehrende Aggressivität herauszulesen. So befürchte ich, dass körperliche Auseinandersetzungen oftmals nur aufgrund der vorhandenen räumlichen Entfernung zwischen den
Beteiligten verhindert werden. Als tatsächlich Betroffener
von Herrn Schweigers nonverbaler Konservationsfähigkeit befürchte ich jedoch,
dass ihm in unmittelbaren Auseinandersetzungen erneut die Hand ausrutschen oder
möglicherweise noch Schlimmeres passieren könnte. Mit anderen Worten: Ich
glaube Herr Schweiger hat seine Aggressionen nicht im Griff.
Raupenschlag:
Wie kam es denn eigentlich zu dem
Streit im Restaurant Borchardts?
M`Barek:
Nach der Preisverleihung zur „Lola“
habe ich mit einigen Bekannten gegen halb 2 Uhr morgens das Lokal aufgesucht. Schon
beim Betreten des Restaurants habe ich Herrn Schweiger laut grölend in der
hinteren Ecke des Lokals wahrgenommen, der augenscheinlich auch stark
angetrunken war. Schon zu dieser Zeit stand er auf einem der Tische und schrie
laut „Wer ist der Größte? Wer ist der Größte? Ihr Deppen
und Hackfressen!“, wobei er sich permanent in den Schritt griff und laut lachte. Mit meinen Bekannten habe ich mich zunächst etwas abseits
gesetzt, da uns die ganze Situation bereits peinlich war. Kurze Zeit
später kam Herr Schweiger dann zu uns an den Tisch gewankt und begann damit uns
zu bepöbeln. Er lallte, dass er in dem Restaurant schon mit Brad Pitt, Angelina
Jolie usw. gefeiert hat und ich es mir erst „verdienen“ müsste, mit ihm in einem
Raum zu sitzen. Außerdem machte er sich über den Titel meines Filmes „Fack you
Göhte“ lustig und meinte, dass ich wohl zu blöd sei, anständig Englisch zu
schreiben, besser auch mal für ein paar Monate nach Hollywood gehen sollte und
ohnehin den „beschissensten Filmtitel aller Zeiten“ verwendet habe. Um die
Situation zu entschärfen, habe ich ihm dann für seinen Erfolg bei der
Preisverleihung gratuliert, woraufhin Herr Schweiger abgewunken hat und zurück
an seinen Tisch getorkelt ist.
Raupenschlag:
Was führte dann zu der tätlichen
Auseinandersetzung?
M`Barek:
Eine knappe halbe Stunde später,
als uns unser Essen zum Tisch gebracht wurde, ist die Situation dann eskaliert.
Herr Schweiger ist plötzlich total aufgebracht zu mir gestürmt und
hat mich angeschrien und gefragt "Was ich da bestellt habe". Ich erwiderte ganz
ruhig, dass ich mir „Coq au Vin“ geordert habe und jetzt in Ruhe essen
wollen würde. Daraufhin ist Herr Schweiger ausgerastet und brüllte mich mit
rotem Kopf an, „Ob ich ihn verarschen wollte“. Er hat mir dann sofort eine
Ohrfeige verpasst und konnte nur durch weitere Personen, die scheinbar aus
Herrn Schweigers Umfeld stammten, von weiteren Schlägen abgebracht werden. In
seinen Augen war eine regelrechte Raserei zu sehen, weswegen ich mich mit
meinen Begleitern entschlossen habe, das Restaurant umgehend zu verlassen und
durch meine Anwesenheit die Sache nicht weiter eskalieren zu lassen. Ich
bin dann gleich in die Notaufnahme gefahren und habe meine Verletzungen
ärztlich dokumentieren lassen. Zum Glück wurde nur eine leichte Prellung im
Gesichtsbereich diagnostiziert.
Raupenschlag:
Ist es richtig, wie zahlreiche
Medien berichteten, dass sich Herr Schweiger am darauf folgenden Tag bei ihnen
entschuldigt hat?
M`Barek:
Ich kann bestätigen, dass am
nächsten Morgen eine Person bei mir angerufen hat, die sich als Til Schweiger
bezeichnet hat. Leider konnte ich den Inhalt des Gesprächs nicht verstehen, sodass
ich schnell wieder aufgelegt habe.
Raupenschlag:
Jetzt, wo sie Anzeige wegen des
Vorfalls erstattet haben, welche Strafe wünschen sie sich für Herr Schweiger?
M`Barek:
Natürlich beabsichtige ich nicht,
dass er wegen dieses Vorfalls ins Gefängnis kommt. Man mag sich ja kaum
vorstellen, was die Kriminellen im Gefängnis mit ihm anstellen. Ich
würde es aber für gerecht empfinden, wenn Herr Schweiger zu einer
Aggressionstherapie verurteilt wird oder Sozialstunden ableisten müsste, gerne auch in einem
Flüchtlingsheim. Das würde seine Glaubwürdigkeit für seine Interessen steigern und könnte solche Vorfälle, wie sie mir mit
ihm passiert sind, möglicherweise vermeiden.