Oskar Gröning |
Nach Verurteilung des früheren SS-Mann
Oskar Gröning (94) wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen sind während des Prozess interne und eigentlich geheime Details zu den Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft zutage getragen worden.
Demnach sollen mindestens 2 von 3
Pflegekräften, die in Altenheimen und zur Betreuung von Jahrgängen bis 1930
eingesetzt werden, in Wahrheit verdeckte Ermittler der Polizei sein, die bei
dem Aufspüren von Nazi-Verbrechern behilflich sind. Hintergrund ist, dass
durch das Justizministerium kürzlich die Devise ausgegeben wurde, dass
innerhalb der nächsten fünf Jahre alle Nazi-Schergen vor Gericht gestellt und
verurteilt werden sollen.
Angehörige in Sorge
Bei den Angehörigen von möglichen
Betroffenen hat die Nachricht über das massenhafte Bespitzeln während der
Altenpflege Entsetzen ausgelöst. Familie Wittmann* ist um Sorge um die
101-jährige Urgroßmutter Ingeborg. Diese hat nämlich niemals ein Geheimnis
daraus gemacht, dass sie im Krieg im Konzentrationslager Auschwitz für die
Wachmannschaften und deren Familien gekocht hat.
Kochen war Ingeborg Wittmanns Leidenschaft |
„Und nach einem Schnäpschen
oder Weinbrandbohnen konnte sie reden wie ein Wasserfall. Sie war sehr stolz
darauf, dass sie auch in Zeiten voller Entbehrungen mit Herz und Seele
köstliche Speisen zubereitet hat“, erklärt die Enkelin Monika unter Tränen. „Wir
haben auf dem Dachboden noch Postkarten von Lagermitarbeitern entdeckt, in
denen sie sich für die tolle Küche bedanken und mitteilen, dass sie ohne die
vorzügliche Versorgung, die Arbeit im Konzentrationslager nicht durchgestanden
hätten. Wir haben jetzt natürlich Angst, dass sich unsere Inge vor Gericht
verantworten muss.“
Wohin ging die Reise? |
Auch Lotti, die Ehefrau von
Rudolf Bornstein* (97), ist um das Wohl ihres Mannes besorgt. „Mein Rudi war
schon immer ein kleiner Prahlhans. Wenn er vom Krieg erzählt, behauptet er immer, dass er Sturmführer bei der SS war. Das Kriegsgeschehen schmückt er dann so aus, als
ob er alleine dem Russen gegenübergestanden hätte. In Wahrheit wurde mein Rudi wegen
seines Nervenleidens als nicht kriegstauglich eingestuft und zwischen 1939-45 lediglich
als Weichensteller bei der Bahn eingesetzt.“ (überlegt kurz) „Oh mein Gott, ich
fürchte Rudi braucht einen Anwalt.“
(*Namen von der Redaktion
geändert)