"Hürden im Alltag beseitigen – Unisextoiletten
in öffentlichen Gebäuden einrichten" – Das ist eine der ersten
Initiativen des neuen Berliner Justizsenators Dirk Behrendt von den Grünen.
Bereits 5.000 Euro wurden für erste Durchführbarkeitsstudien zurückgestellt.
Raupenschlag hat sich in den Berliner Behörden umgehört und Meinungen von Experten und Betroffenen zu der geplanten Zusammenlegung von Toiletten eingeholt.
Klara Wind-Egg (26, Grüne und Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses)
Nach einer von uns in Auftrag gegebenen Studie ist mindestens jeder 4. Berliner transsexuell oder leidet an einer Geschlechtsfindungsstörung. Die Einführung von Unisex-Toiletten könnte den Betroffenen helfen, den Entscheidungsprozess zum eigenen Geschlecht zu entschärfen und weniger kompliziert zu machen. Ich denke jeder von uns hat schon beobachten müssen, wie schwer diese Phase für Betroffene ist, beispielsweise wenn diese vor öffentlichen Toiletten in der Schlange beim Anstehen zwischen den Geschlechterkabinen hin- und herwechseln, immer mehr verzweifeln, um dann vor den Toiletten, unverrichteter Dinge und wegen des aufgebauten Drucks, einnässen oder einkoten müssen. Ein unhaltbarer Zustand, den wir gerne gewillt sind abzuschaffen.
Beate Z. (44, Sachbearbeiterin im Grünflächenamt Mitte)
Janz ehrlich? Zieht sich mir jetzt schon der Magen zusammen. Ick kann doch nicht mehr scheißen, wenn mein Chef nebenan pisst! Ick ess gern und jut und dann donnert das auch schon mal in der Schüssel. Meine Kolleginnen wissen das alle und dann traut sich nach mir für ne Stunde keene mehr uffs Klo. Und so solls auch bleiben.
Kevin Schling (26, Verwaltungsfachangestellter in der Kfz- Zulassungsbehörde Kreuzberg/ Friedrichhain)
In meiner Abteilung arbeiten 10 Frauen und 2 Männer. Richtige Geräte darunter. Und ist ja wohl klar, dass ich da nicht nur zum Pinkeln aufs Klo gehe. Ist schon ein richtiger Sport für mich geworden. Nicht auszudenken wenn das die Mädels mitbekommen. Die nennen mich ja jetzt schon „Wichser“. Obwohl ich die ein oder andere schon mal gerne pinkeln hören würde...
Okay. Ich bin dafür.
Klaus Hartmann (56, Informatiker, seit 15 Jahren offen transsexuell lebend)
"Trag` ich ein Röckchen, pinkele ich wie ein Mädchen; Trag` ich ein Höschen, mach ich es wie Knäbchen."
Unisex-Toiletten würden mir den Spaß nehmen. Will ich nicht. Kenne auch niemanden der das will oder jemals gefordert hätte. Soweit ich weiß, bin ich auch die einzige Transe im Ort.
Dr. Hans Faust (62, Facharzt für Proktologie und Urologie)
Ich halte wenig von Unisex-Toiletten. Das hat mehrere Gründe. Zum einen wird mir immer wieder von weiblichen Patienten berichtet, welche Schwierigkeiten es ihnen bereitet, außerhalb der eigenen 4 Wände ihr tägliches Geschäft abzuwickeln. Viele Patientinnen haben am stillen Örtchen schlichtweg Hemmungen und daher ein großes Harmoniebedürfnis. Die Anwesenheit von Männern ist dabei einfach nicht erwünscht, zumal immer noch viele Männer gar nicht wissen, dass Frauen auch „Groß“ machen und dies auch regelmäßig tun. Spricht sich dann im Büro unter den Männern beispielsweise rum, dass, salopp gesagt, „die Gaby gerade scheißen war und wie das gestunken hat“, kann das zu ernsthaften psychischen Problemen bei den Betroffenen führen, die dann zu physischen Erkrankungen oder Verschlüssen des Darms führen, die wiederum einer ärztlichen Behandlung bedürfen.
Zum anderen sehe ich auch Schwierigkeiten auf die Männer zukommen. So ist und war das Pissoir immer ein reiner Herrenclub, wo man beim Pinkeln auch mal „furzen“ und darüber lachen konnte, was ja auch ungemein wichtig ist, man grundsätzlich im Stehen uriniert, weil das zu Hause ja nicht mehr geht und auch sonst die Etikette für einige Minuten an der Klotür abgegeben wurde. Als das würde dann wegfallen.
Horst Beyer (55, Hausmeister im Bezirksamt Reinickendorf)
Wissen was ich jetzt schon an Verstopfungen im Klo wegen runtergespülter Tampons und Binden habe? Ja? Die ganze Scheiße die dann hochkommt? Dann können sie sich ja auch vorstellen, wie das wird wenn Männlein und Weiblein sich ne Klokabine teilen. Oder meinen sie die schmeißen ihre benutzen Dinger dann noch in den Hygieneeimer, da wo jeder Perverse rumwühlen kann. Da müsste ich ja nen Schloss an jeden Eimer bauen. Mit mir nicht. Dann mach ick was anderes. Dann bin ich weg, aber sowas von. Tschüssikowski sag ich dann. Können sie mir glauben. Alles Spinner und Idioten da oben.