Die Situation zu erfassen, fiel ihm nicht schwer, denn wie immer saß er im Bus ganz vorne, also schräg rechts hinter dem Fahrer und damit direkt an der Tür. Der Bus war zu dieser Zeit gut gefüllt, also zu voll, es war heiß und aus der oberen Etage des Busses hörte man Kinderfüße trampeln, jene Plätze, die er nicht mochte und deswegen mied. Er konnte den Mann genau beobachten, der mit anderen Fahrgästen einstieg, und dabei das Eis in der Hand hielt, was ungewöhnlich ist, denn Eis essen ist in Bussen verboten und so stand es auch auf dem Schild neben der Tür an der er saß.
Der Mann betrat als letzter den Bus, das Eis in der einen Hand, in der anderen Hand schob er Kleingeld hin und her, weshalb es absehbar war, dass der Mann mit dem Eis noch einen Fahrschein kaufen musste und ob des bevorstehenden Verstoßes, nämlich den Bus mit einem Eis betreten zu wollen, mit einer Abweisung oder zumindest einer deutlichen Rüge des Busfahrers rechnen musste. Wegen des fehlenden Fahrscheines, den man, wenn man ihn bereits erworben hatte oder über eine Zeitfahrkarte verfügte, unaufgefordert zur Kontrolle beim Einsteigen vorzuzeigen hatte, blieb dem Mann schließlich die Möglichkeit verwehrt, sich mit flüchtigem Schritt und Vertuschen der Tat noch an dem Fahrer vorbei zu mogeln, um dann das Eis im Bus essen zu können, wie er es schon bei anderen beobachtet hatte, die sich in den Bus geschlichen haben und man daher nie sicher sein konnte, dass man sich nicht die Hose auf einem verschmutzten Sitz ruinierte.
Der Mann war ihm dennoch nicht unsympathisch, im Gegenteil, mit Hemd und Hut wirkte er freundlich, das Eis in der Hand, ein gelbes Wassereis am Stiel, und er sich bei diesem Anblick noch gut daran erinnern konnte, wie er selbst im Sommer als Kind für einige Pfennige am Kiosk derartige Belohnungen für sich gekauft und vor dem Bestellen immer auch auf die Eissorten geschielt hatte, die aus Milch und Sahne gemacht waren und von knackender Schokolade überzogen, aber dann doch arg teuer waren und man sich von dem Geld doch lieber 2 Eis auf Wasserbasis gönnen sollte, die gleichfalls köstlich, aber eben mit dem Makel der Armut belastet waren. Außerdem schien der Mann den Kaufpreis für den Fahrschein bereits abgezählt zu haben, es mussten ja mehrere Münzen in der Hand gewesen sein die er bewegte, was man ja auch nur dann tat, wenn man Anstand hatte und nicht wie andere, die die Busfahrer mit großen Scheinen ärgerten, wobei einige dies sicherlich absichtlich taten, in der Hoffnung wegen fehlendem Wechselgeldbestand umsonst fahren zu können oder aus Bosheit und wegen der Verzögerung beim Herausgeben des Wechselgeldes den gesamten Fahrplan zum Nachteil der Mitreisenden durcheinanderbrachten.
Als der Mann mit dem Eis endlich an der Reihe war, machte dieser auch überhaupt keine Anstalten das Eis vor dem Fahrer zu verbergen, überhaupt sah es noch ganz frisch aus, es musste wohl gerade erst in der Nähe der Bushaltestelle erworben und ausgepackt worden sein, zumindest war das Eis matt beschlagen, so wie man es von beschlagenden Brillen kennt, und weil die Busse hier nie pünktlich kamen, hat er sich möglicherweise auch nur verschätzt, hatte vielleicht vor das Eis noch an der Haltestelle vor der Ankunft des Busses zu essen und gerade nicht im Bus, aber jetzt kam es doch anders und der Mann war gezwungen, mit dem Eis in der Hand ein Fahrschein zu kaufen, zwar mit abgezähltem Geld, aber dennoch mit der Gefahr, diese Fahrt überhaupt nicht antreten zu können oder lautstark ermahnt zu werden, denn es fuhren ja auch Kinder mit, die das ruhig hören sollten.
Tatsächlich orderte der Mann eine einfache Fahrt und legte den ausgewiesenen Fahrpreis in die Münzschale. Dann geschah etwas Sonderbares. Der Busfahrer schaute den Mann mit dem Eis an, musterte ihn kurz, aber länger als üblich, und sprach:
"Gehen Sie durch. Stecken Sie das Geld wieder ein."
Er wunderte sich. Der Busfahrer hätte doch nur noch das Geld in die Münzschlitze schieben müssen, eine Ermahnung aussprechen, den Fahrschein übergeben und der Vorgang wäre zumindest halbwegs ordnungsgemäß abgeschlossen worden.
Tatsächlich orderte der Mann eine einfache Fahrt und legte den ausgewiesenen Fahrpreis in die Münzschale. Dann geschah etwas Sonderbares. Der Busfahrer schaute den Mann mit dem Eis an, musterte ihn kurz, aber länger als üblich, und sprach:
"Gehen Sie durch. Stecken Sie das Geld wieder ein."
Er wunderte sich. Der Busfahrer hätte doch nur noch das Geld in die Münzschlitze schieben müssen, eine Ermahnung aussprechen, den Fahrschein übergeben und der Vorgang wäre zumindest halbwegs ordnungsgemäß abgeschlossen worden.