Friedrichshain-Kreuzberg. Es ist eine schwül- heiße Nacht. Die Luft brennt in der Nase, dass Atmen fällt schwer. Autoreifen qualmen. Hundegebell. Scherben knirschen unter den Schuhen. Von allen Seiten Polizei- und Feuerwehrsirenen. In dieser unwirklichen Umgebung sind wir mit "Krümel", "Ratte", "Rotze", "Mieze", "Dose" und "Bommel" verabredet. Alles Anwohner des seit Jahren besetzten Grundstücks an der Rigaer Straße 94, welches nun nach und nach geräumt werden soll. Die Gegend rund um das berühmt- berüchtigte RAW-Gelände im Zentrum der Berliner Party-Meile an der Warschauer Straße ist derzeit in aller Munde und Mittelpunkt vielerlei unterschiedlicher Nutzer- und Eigentümerinteressen. Wir wollen es genauer wissen. Bewaffnet mit unserem Diktiergerät und Mikrofon wollen wir die Stimmung im Kiez einfangen, lassen die Aufnahme laufen, ungefiltert und ungeschönt.
„Warum plötzlich diese Gewalt, was treibt euch auf die Straße, Barrikaden bauen, Autos anzünden und gefährliche Kämpfe mit der Berliner Polizei führen?“
("Ratte", unser Kontaktmann in der Szene und einer der Rädelsführer der aktuellen Ausschreitungen)
„Janz ehrlich? Dit musste ürgendwann knallen. Die Remmidemmi die jetze abjeht, dit ist doch von janz oben jewollt. Jahre is uns keener uffm Sack jejangen. Aba seit paar Wochen wird nur jeegen uns jestänkert. Uff eenmal sollen wa raus. Die piepen ja wohl. Aba nich mit uns. Jetze gibt’s wat uff die Socken und uffs Maul. Ihmchen Polizeipräsi kann sich uff wat jefasst machen. Da fackeln wa die Stadt ab! Dat janze Kaff kloppen wa mit Karocho und Keule kaputt ....“
(wird unterbrochen, Stimmengewirr; "Krümel" steigt in das Gespräch ein; "Krümel" ist körperlich der größte in der Gruppe, in einer Kleinstadt am Bodensee groß geworden und irgendwann mit 30 von zuhause abgehauen; wohnt seit 7 Jahren in der Rigaer 94)
„Faschisten! Alles Faschisten! Nazischweine! Alles Nazis und Faschisten!“
(wird unterbrochen, ein Hubschrauber kreist über den Köpfen, alle schauen nach oben. "Dose" zeigt dem Helikopter den Stinkefinger. "Dose" ist halb Mann, halb Frau, sehr stark betrunken und beginnt melodisch zu grölen.)
("Rotze" steigt mit ein, ist noch betrunkener als "Dose", "Rotze" sitzt im Rollstuhl, niemand weiß ob er laufen kann)
("Mieze" ist für die Tiere auf dem besetzten Grundstück zuständig und boxt "Dose" und "Rotze" auf die Schulter)
„Plärrt mal nicht so laut, macht mir ja die Tölen janz wuschig.“
(Hundegebell; "Mieze" redet weiter)
„Krümel und Ratte haben Recht. Ick leb hier fast zwanzig Jahre im Kiez, seit da Wende, und jetz wollen die Faschos hier schön die Bonzen-Bunker hochziehen. Seit das hier losjeht, scheißen wa den schön in die Baustellen, wa meine Süßen!“
("Mieze" knuddelt die Hunde, küsst sie; "Rotze" will was sagen, muss sich aber übergeben; bekotzt sich dabei lautstark; lautes Gelächter von allen Seiten; "Bommel" nimmt "Rotze" sein Bier ab, nimmt ein Schluck, "Ratte" und "Dose" verfolgen "Bommel" mit dem Bier in der Hand, können ihm ein Bein stellen, "Bommel" fällt so gekonnt hin, dass er sich nicht ernsthaft verletzt, kann sein Bier im Sturz noch so halten, dass die Flasche nicht auf den Boden zerbricht; alle lachen und grölen; "Ratte" klaut "Bommel" jetzt das Bier und teilt es mit "Dose"; "Bommel" steht auf und redet mit erhobenen Zeigefinger und bedeutungsschwanger in unser Mikro)
„Lügenpresse. Das fällt mir ein. Wollen jetzt die Flüchtlinge...“
(wird von "Mieze" unterbrochen)
„Räfuschies“
("Krümel“ steigt jetzt wieder lautstark ein)
„Faschisten. Alles Faschisten. Alle an die Wand! Dreckspack! Auf, Auf, die Barrikaden!“
(niemand kennt Melodie oder Text; Bommel redet weiter)
„...wollen jetzt die Flüchtlinge gegen uns ausspielen, das Establishment, die Dame matt setzen (meint den König, Anmerkung der Redaktion), Geiz ist Geil, Homo sapiens sapiens, zu überlisten, das Krebsgeschwür, Weltuntergang, der Inkakalender, alles wird es nicht beweisen, was mal war, aber was kommt (hebt die Faust drohend zum Himmel), das Feuer nimmt, die Scheiße frisst die Pisse auf, bis sie gefriert, in unseren Herzen....“
(Stille; "Mieze", "Rotze", "Krümel" und "Ratte" starren in die Glut eines glimmenden Autoreifens; "Dose" bricht endlich das Schweigen)
(alle anderen steigen lautstark ein)
„Warum plötzlich diese Gewalt, was treibt euch auf die Straße, Barrikaden bauen, Autos anzünden und gefährliche Kämpfe mit der Berliner Polizei führen?“
("Ratte", unser Kontaktmann in der Szene und einer der Rädelsführer der aktuellen Ausschreitungen)
„Janz ehrlich? Dit musste ürgendwann knallen. Die Remmidemmi die jetze abjeht, dit ist doch von janz oben jewollt. Jahre is uns keener uffm Sack jejangen. Aba seit paar Wochen wird nur jeegen uns jestänkert. Uff eenmal sollen wa raus. Die piepen ja wohl. Aba nich mit uns. Jetze gibt’s wat uff die Socken und uffs Maul. Ihmchen Polizeipräsi kann sich uff wat jefasst machen. Da fackeln wa die Stadt ab! Dat janze Kaff kloppen wa mit Karocho und Keule kaputt ....“
(wird unterbrochen, Stimmengewirr; "Krümel" steigt in das Gespräch ein; "Krümel" ist körperlich der größte in der Gruppe, in einer Kleinstadt am Bodensee groß geworden und irgendwann mit 30 von zuhause abgehauen; wohnt seit 7 Jahren in der Rigaer 94)
„Faschisten! Alles Faschisten! Nazischweine! Alles Nazis und Faschisten!“
(wird unterbrochen, ein Hubschrauber kreist über den Köpfen, alle schauen nach oben. "Dose" zeigt dem Helikopter den Stinkefinger. "Dose" ist halb Mann, halb Frau, sehr stark betrunken und beginnt melodisch zu grölen.)
„Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
("Rotze" steigt mit ein, ist noch betrunkener als "Dose", "Rotze" sitzt im Rollstuhl, niemand weiß ob er laufen kann)
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht.“
„Plärrt mal nicht so laut, macht mir ja die Tölen janz wuschig.“
(Hundegebell; "Mieze" redet weiter)
„Krümel und Ratte haben Recht. Ick leb hier fast zwanzig Jahre im Kiez, seit da Wende, und jetz wollen die Faschos hier schön die Bonzen-Bunker hochziehen. Seit das hier losjeht, scheißen wa den schön in die Baustellen, wa meine Süßen!“
("Mieze" knuddelt die Hunde, küsst sie; "Rotze" will was sagen, muss sich aber übergeben; bekotzt sich dabei lautstark; lautes Gelächter von allen Seiten; "Bommel" nimmt "Rotze" sein Bier ab, nimmt ein Schluck, "Ratte" und "Dose" verfolgen "Bommel" mit dem Bier in der Hand, können ihm ein Bein stellen, "Bommel" fällt so gekonnt hin, dass er sich nicht ernsthaft verletzt, kann sein Bier im Sturz noch so halten, dass die Flasche nicht auf den Boden zerbricht; alle lachen und grölen; "Ratte" klaut "Bommel" jetzt das Bier und teilt es mit "Dose"; "Bommel" steht auf und redet mit erhobenen Zeigefinger und bedeutungsschwanger in unser Mikro)
„Lügenpresse. Das fällt mir ein. Wollen jetzt die Flüchtlinge...“
(wird von "Mieze" unterbrochen)
„Räfuschies“
("Krümel“ steigt jetzt wieder lautstark ein)
„Faschisten. Alles Faschisten. Alle an die Wand! Dreckspack! Auf, Auf, die Barrikaden!“
(niemand kennt Melodie oder Text; Bommel redet weiter)
„...wollen jetzt die Flüchtlinge gegen uns ausspielen, das Establishment, die Dame matt setzen (meint den König, Anmerkung der Redaktion), Geiz ist Geil, Homo sapiens sapiens, zu überlisten, das Krebsgeschwür, Weltuntergang, der Inkakalender, alles wird es nicht beweisen, was mal war, aber was kommt (hebt die Faust drohend zum Himmel), das Feuer nimmt, die Scheiße frisst die Pisse auf, bis sie gefriert, in unseren Herzen....“
(Stille; "Mieze", "Rotze", "Krümel" und "Ratte" starren in die Glut eines glimmenden Autoreifens; "Dose" bricht endlich das Schweigen)
„Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
(alle anderen steigen lautstark ein)
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht.“